Der Karosseriehersteller "Ateliers Henri Chapron" wurde 1919 von Henri Chapron (*30. Dezember 1886 in Nouan-le-Fuzelier; ✝ 14. Mai 1978 in Paris) gegründet und war in Levallois-Perret bei Paris ansässig. 1985 wurde die Firma (nach dem Tod des Firmengründers von der Witwe geführt) geschlossen. Vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Chapron nach Kundenwunsch Aufbauten für französische Luxusmarken wie Talbot, Delage und Delahaye. In den 1950ern entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Citroën. So entstand auf Basis der Citroën DS (bis Februar 1963 auch ID) 1958 das erste Cabriolet, kurz darauf folgten Coupes und später Limousinen.
In den ersten Jahren hatte die DS immer eine hydraulische Schaltung (oft als Halbautomatik betitelt) und war erst ab Februar 1963 mit manueller Schaltung lieferbar. Wer davor eine manuelle Schaltung wünschte, bekam sein Cabriolet oder Coupe auf Basis der einfacheren Citroën ID (u.a. einfacheres Armaturenbrett, Bremspedal statt Bremspilz). Als die DS mit manueller Schaltung lieferbar war, wurden keine ID mehr für Umbauten verwendet.
Heckansichten im Vergleich: Werkscabriolet links, Palm Beach von Chapron rechts
Zwischen 1961 und 1971 wurde das sogenannte Werkscabriolet (Cabriolet Usine oder Cabriolet d’Usine) bei Chapron gebaut, welches über die Citroën-Händlernetze vertrieben wurde. Trotz der dortigen Fertigung spricht man nicht von einem "Chapron Cabriolet".
Das einfachste Unterscheidungsmerkmal zwischen Werks- und Chapron Cabriolet ist der Kofferraumdeckel. Beim Werkscabriolet (Cabriolet Usine) ist der Kofferraumdeckel von einem "Rand" umgeben, bei den Chapron Cabriolets geht der Kofferraumdeckel bis zu der Stoßstange.
Weitere Unterscheidungsmerkmale: Die Werkscabriolets haben, zumindest für den europäischen Markt, unverwechselbare hintere Blinker zwischen Dach und Kofferraum. Die meisten Chapron haben seitlich an den vorderen Kotflügeln einen Schriftzug mit "Henri Chapron" und der Modellbezeichnung, ferner öfters eine um 6cm niedrigere Windschutzscheibe. Nur auf Wunsch wurde bei Chapron die originale Windschutzscheibe der DS verbaut, die Werkscabriolets haben immer die Windschutzscheibe der Limousine.
Bei den meisten DS Cabriolets und Coupes von Chapron wurde eine um 6cm niedrigere Windschutzscheibe verbaut, seltener die originale Winschutzscheibe der DS. Der Radstand von 3.125 mm der serienmässigen DS Limousine wurde bei allen Chapron DS übernommen, nur bei der DS Présidentielle wurde der Radstand verlängert.
Bei einigen Coupes und Cabriolets wurden die Vordertüren der Limousine verbaut, bei den meisten wurden diese verlängert.
Die Heckpartie war immer eine Chapron-eigene Kreation: bis 1964 dem Werkscabriolet ähnlich, zwischen 1965 und 1971/72 mit kleinen Heckflossen und zuletzt (und bei allen Lorraine) sehr gerade und eckig. Diese Entwicklung mag dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprochen haben.
Bei den ersten Coupes und Cabriolets wurden noch die hinteren Kotflügel der DS Limousine verwendet. 1958 war der Übergang zwischen hinterem Kotflügel und Seitenblech offen, 1959 wurde dieser Übergang mit einer vertikalen Chromleiste verdeckt. Ab 1959/1960 waren Seitenteil und hinterer Kotflügel ein Teil.
Im Buch "Das Citroën DS Buch" von Hans Otto Meyer-Spelbrink werden acht verschiedene Versionen genannt:
Heckansichten im Laufe der Jahre:
schmale Leiste über dem Seitenspalt, durchgehender Kotflügel, Heckflossen, kantiges Heck
Chapron übernahm die technisches Änderungen paralell zur Entwicklung der DS / ID, ebenso die Gestaltung des Armaturenbretts und der Front.
Die Chapron konnten sehr individualisiert werden. So haben manche Modelle kleine Dreiecksfenster vorne und es gibt Limousinen, bei denen die hinteren Türen hinten angeschlagen sind ("Selbstmördertüren"). Auch Trennscheiben waren bei den Limousinen möglich.
Genaue Stückzahlen sind mir leider nicht bekannt, mehrere Quellen widersprechen sich. Unten stehende Angaben sind "Das Citroën DS Buch" entnommen.
Auf Basis der Citroën DS entstanden bei Chapron ca. 118 Cabriolets (und 1.325 Werkscabriolets), 124 Coupes und 48 Limousinen (inkl. Présidentielle).
Modell | Art | 1958 | 1959 | 1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 | 1966 | 1967 | 1968 | 1969 | 1970 | 1971 | 1972 | 1973 | 1974 | 1975 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
La Croisette | Cabriolet | 52 Stück | |||||||||||||||||
Le Caddy | Cabriolet | 34 Stück | |||||||||||||||||
Palm Beach | Cabriolet | 32 Stück | |||||||||||||||||
Werkscabriolet | Cabriolet | 1.325 Stück | 8 oder 9 Stück | ||||||||||||||||
Le Paris | Coupe | 9 Stück | |||||||||||||||||
Concorde | Coupe | 38 Stück | |||||||||||||||||
Le Dandy | Coupe | 50 Stück | |||||||||||||||||
Le Leman | Coupe | 26 Stück | 1 Stück | ||||||||||||||||
Majesty | Limousine | 27 Stück | |||||||||||||||||
Présidentielle | Limousine | 1 Stück | |||||||||||||||||
Lorraine | Limousine | 20 Stück |
Direkt zur Foto-Galerie
vier Sitzplätze
eine Seitenscheibe pro Seite
ca. 52 Stück
2+2 Sitzer
eine Seitenscheibe pro Seite
kürzeres Verdeck und längerer Kofferraum als "La Croisette" und "Palm Beach"
ca. 34 Stück.
vier Sitzplätze
zwei Seitenscheiben pro Seite
ca. 32 Stück
Zwischen 1961 und Sommer 1971 wurde das sogenannte Werkscabriolet (Cabriolet Usine oder Cabriolet d'Usine) bei Chapron gebaut, welches über die Citroën-Händlernetze vertrieben wurde.
Manche Kunden wünschten sich danach noch eines, welches sie direkt bei Chapron bestellen mussten. Diese Cabriolets entsprechen weitgehend den bisherigen Werkscabriolets.
vier Sitzplätze
eine Seitenscheibe pro Seite
1.325 (Serie) und ca. 8 oder 9 Stück nach Sommer 1971
vier Sitzplätze
geschwungene C-Säule, Panoramaheckscheibe
ca. 9 Stück.
vier Sitzplätze
Beim "Concorde" ist die Heckscheibe etwas steiler und das Dach etwas länger als beim "Le Leman"
ca. 38 Stück.
2+2 Sitzer
optisch vergleichbar mit "Le Caddy" mit Hardtop
ca. 50 Stück.
vier Sitzplätze
Die Heckscheibe ist im Vergleich zum "Concorde" gerader
ca. 27 Stück
Nur ein Exemplar mit kantigem Heck (1972).
vier bis fünf Sitzplätze
rundes Heck ähnlich der zeitgleichen Coupes und Cabriolets
optional: Ausstellfenster vorne, Trennscheibe
ca. 27 Stück
vier bis fünf Sitzplätze
reckiges Heck
optional: Ausstellfenster vorne, Trennscheibe
ca. 19 Stück
Gebaut für den französischen Präsidenten Charles de Gaulles und danach von Georges Pompidou genutzt.
6,53m lang, 2,13m breit, 1,60m hoch
Leergewicht 2.260 kg
Motor: 2.175ccm, 109 PS (Motor der DS 21)
1972 ersetzt durch die beiden SM Présidentielle.
Trennscheibe und Autotelefon in einer Citroën DS Prestige
Bei Chapron wurden auch einige DS Prestige gebaut: gleicher Radstand wie eine serienmässige DS Limousine, aber mit Trennscheibe und meist gehobener Ausstattung. Sogar ein Autotelefon war optional erhältlich, was in den 1960ern wirklich eine Rariatät war.
u.a. Podszun Motorbücher, Hans Otto Meyer-Spelbrink : Das Citroën DS Buch