Zwischen 1961 und 1971 wurde das sogenannte Werkscabriolet (Cabriolet Usine oder Cabriolet d’Usine) bei Chapron gebaut, welches über die Citroën-Händlernetze vertrieben wurde. Trotz der dortigen Fertigung spricht man nicht von einem "Chapron Cabriolet".
Das Werkscabriolet hat den gleichen Radstand von 3.125 mm wie die Limousine und Break. Trotz einiger Details (z.B. hintere Wagenheberaufnahme) wurden die Cabriolets auf Basis der Limousine gebaut. Statt der Rücklichter der Limousine erhielten die Cabriolets oft vier runde Lucas Rücklichter.
Das Werkscabriolet und die Cabriolets von Chapron sind die bekanntesten Cabriolets auf Basis der DS. Es gab aber noch weitere (z.B. von Reutter), die weitaus seltener sind und auf die ich hier nicht weiter eingehe.
Heckansichten im Vergleich: Werkscabriolet links, Palm Beach von Chapron rechts
Das einfachste Unterscheidungsmerkmal zwischen Werks- und Chapron Cabriolet ist der Kofferraumdeckel. Beim Werkscabriolet (Cabriolet Usine) ist der Kofferraumdeckel von einem "Rand" umgeben, bei den Chapron Cabriolets geht der Kofferraumdeckel bis zu der Stoßstange.
Weitere Unterscheidungsmerkmale: Die Werkscabriolets haben, zumindest für den europäischen Markt, unverwechselbare hintere Blinker zwischen Dach und Kofferraum. Die meisten Chapron haben seitlich an den vorderen Kotflügeln einen Schriftzug mit "Henri Chapron" und der Modellbezeichnung, ferner öfters eine um 6cm niedrigere Windschutzscheibe. Nur auf Wunsch wurde bei Chapron die originale Windschutzscheibe der DS verbaut, die Werkscabriolets haben immer die Windschutzscheibe der Limousine.
Die Werkscabriolets wurden optisch (Front und Innenraum) und technisch paralell zur Limousine geändert, das Heck blieb über die gesamte Bauzeit unverändert.
Einige optische und technische Änderungen:
Die DS war bis Februar 1963 ausschließlich mit halbautomatischem Getriebe lieferbar, erst danach gab es auf Wunsch eine manuelle Schaltung. Für Kunden, die vorher ein Cabriolet mit manueller Schaltung wünschten, wurde die einfachere ID (inkl. Bremspedal anstatt -pilz und einfacherem Armaturenbrett) zum Cabriolet umgebaut. Das ist wohl der Hauptgrund warum das teure Cabriolet als einfache ID gebaut wurden. Eine DS Werkscabriolet kostete damals als Neuwagen ungefähr das Doppelte einer DS Limousine, eine ID Cabriolet war nur unwesentlich günstiger.
In den zehn Jahren wurden nur 1.325 (andere Quellen nennen 1.365) Werkscabriolets hergestellt, die wie sich wie folgt aufteilen:
106 ID
1.219 DS 19, 21 und 21ie
Die DS 23 und 23ie kamen erst 1972 und somit ein Jahr nach dem Produktionsende des Cabriolets auf den Markt. Somit gibt es eigentlich keine originalen DS23 Cabriolet Usine. Eigentlich, denn...
... nach 1971 entstanden vereinzelt auf Kundenwunsch noch Werkscabriolets, die direkt bei Chapron bestellt werden mussten. Diese werden auch schon mal als Tardif (Nachzügler) bezeichnet. Somit entstanden durchaus echte DS 23 und mindestens eine DS 23ie Werkscabriolet. Letztere wurde 2009 für über 330.000 € versteigert, was etwa dem Dreifachen des damals üblichen Wertes eines Werkscabriolets entsprach.
DS Werkscabriolet von 1963 mit über 400.000km Laufleistung. Bis 2001 in erster Hand.
Für das Werkscabriolet sind meines Wissens alle Teile bei diversen Händler verfügbar. Dieses hat den Vorteil, daß ein Original Cabriolet Usine relativ problemlos (wenn man die Kosten außer acht lässt) restaurierbar ist.
Andererseits ist es auch problemlos möglich nachträglich eine Limousine oder Break zu einem Cabriolet umzubauen, was auch schon mehrfach geschehen ist. Bei manchen Händler / Restaurationsbetrieben ist ein nachgebautes Cabriolet bestellbar und auch auf den zweiten Blick nicht von einem Original zu unterscheiden. So mancher Nachbau ist qualitativ hochwertiger als ein Original (z.B. bessere Rostvorsorge) und beim fahren merkt man eh keinen Unterschied. Mir sind keine genauen Zahlen bekannt, aber man munkelt (oder lästert), daß mittlerweile mehr DS Cabriolets zuglassen sind als damals gebaut wurden. Wer ein (angeblich) originales Werkscabriolet kaufen möchte, sollte daher einen Fachmann hinzuziehen, der Original vom Nachbau unterscheiden kann.
u.a. Podszun Motorbücher, Hans Otto Meyer-Spelbrink : Das Citroën DS Buch