Facel Vega (1954 - 1964)

Facel Vega HK500 "Der sieht ja aus wie ein Mercedes!" sagen viele Leute, wenn sie zum ersten Mal einen Facel Vega sehen. Die Anordnung der Scheinwerfer und des Kühlergrills ähnelt in der Tat den Mercedes Baureihen W111, W112, W108 und W109. Die genannten Mercedes wurden von 1959 bis 1972 gebaut, den Facel Vega gab es aber schon 1954!

Ein gewisser Jean C. Daninos gründete 1954 den Kleinserienhersteller "Facel Vega" (Forges et Ateliers de Construction d Eure et Loir) (sprich: Fassäl Vega) in Paris. Die luxuriösen Sportwagen wurden von US-amerikanischen V8-Motoren angetrieben, später gab es ein kleineres Modell mit Reihenvierzylinder (zuerst Eigenentwicklung, später von Volvo) und zuletzt noch ein mittleres Modell mit einem Sechszylindermotor von Austin-Healey.

Während die ersten Facel Vega (mit V8) sich relativ erfolgreich verkauften und die Marke einen guten Ruf als Edelsportwagenhersteller erhielt, so litt der Ruf unter den Qualitätsmängeln des selbstkontruierten Vierzylindermotores beim kleinen Facellia. Weder der Wechsel auf den als robust bekannten Motor aus dem Volvo Amazon noch die Einführung eines mittleren Modelles mit Sechszylindermotor rettete die Firma vor dem Ruin.

Das Armaturenbrett eines Facel Vega sieht aus wie Wurzelholz. Da Jean C. Daninos aber meinte Holz gehöre nicht in ein Automobil, wurde das Armaturenbrett sehr aufwändig lackiert um diese Optik zu erzielen. Nur wenige Facel Vega haben ein normal lackiertes Armaturenbrett.

Die Modellreihen

Facel Vega FV, FV1, FV2, FVS, FV3 (1954-1958)

Facel Vega HK500 Die ersten Facel Vega waren für europäische Verhältnisse der 1950er gigantisch, außen wie innen. Über 4,5m lang und 1,76m breit, mindestens 4,5 Liter Hubraum, das war eher typisch US-amerikanisch. Das Design stammte von Facel, ebenso der Rohrrahmen, der Technik und Karosserie trug. Verbaut wurden V8-Benziner, die von Chrylser (USA) stammten. Im Laufe der Zeit stiegen Hubraum und Leistung.

Der Ur-Facel kam 1954 als Coupé mit einem V8-Motor auf den Markt, zunächst mit 4,5 Liter Hubraum und 180 PS, ab 1956 mit 4,8 Liter ("FV1"), im Jahr darauf mit 5,4 Liter ("FV2") und 1958 schließlich mit 5,8 Liter Hubraum und bis zu 325 SAE-PS ("FVS"). Für europäische Verhältnisse waren der Hubraum und die angegebenen Fahrleistungen außergewöhnlich: Die Endgeschwindigkeit wurde mit 190 bis 205 km/h angegeben, der Benzinverbrauch lag zwischen 16 und 19 l/100 km, was in Verbindung mit dem 100-Liter-Benzintank eine für ein Auto der Oberklasse zeitgemäße Reichweite gewährleistete. Das 4570 Millimeter lange und 1760 Millimeter breite Coupé war als Zweisitzer mit zwei Notsitzen ausgelegt. Zur Wahl stand ein vollsynchronisiertes 4-Ganggetriebe von Pont à Mousson oder ein PowerFlite-Automatikgetriebe. Die im Haus Facel gestaltete Karosserie war auf den ebenfalls selbst konstruierten Rohrrahmen aufgeschraubt. Mit diesem Modell begründete Facel seinen Ruf als Edelsportwagenhersteller.

Type Hubraum Leistung ab
FV 4.528 ccm 180 PS 02/1955
FV1 4.770 ccm 200 PS 03/1955
FV2 4.770 ccm 250 PS 09/1955
FV2 B 5.413 ccm 285 PS 03/1956
FV3 4.527 ccm 200 PS 11/1956
FV3 B 4.940 ccm 253 PS 09/1957

Facel Vega HK 500 (1958-1961)

Facel Vega HK500 Der HK 500 gilt heute vielen Enthusiasten als der Facel schlechthin. Mit 489 produzierten Einheiten stellte er das erfolgreichste V8-Modell dar. Äußerlich stark an den Vorgänger angelehnt und technisch nicht wesentlich verändert, erhielt er zunächst einen V8-Motor mit 5,8 Liter Hubraum (was ihm zu 335 bis 360 PS verhalf) und ab Frühjahr 1959 einen Chrysler-Motor Typ 383 (cubic inch) mit 6,3 Litern Hubraum und bis zu 390 SAE-PS. In den technischen Unterlagen, wie auch den Fahrzeugbriefen wird der Motor meist durchgängig mit 5,9 Liter Hubraum angegeben, was wohl mit der französischen Hubraumsteuer jener Zeit zu tun hatte. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit ca. 210 bis 230 km/h angegeben. Auch dieses Modell war ein Coupé mit wahlweise 4-Gang-Schaltgetriebe oder 3-Gang-Chrysler-Automatik.

Facel Vega Excellence (1958-1961)

Parallel zum HK 500 stieß ab 1958 der Excellence in die automobile Spitzenklasse vor. Die 5230 Millimeter lange Karosserie hatte einen Radstand von stattlichen 3170 Millimeter (HK 500: 2660 Millimeter) und war als viersitziges Coupé ausgelegt. Trotz der gewaltigen Länge besaß der luxuriös ausgestattete Wagen keine B-Säule. Die hinteren Einstiege waren relativ kurz und als so genannte Selbstmördertüren ausgelegt, die Schließmechanismen waren in den Türunterseiten und in den Schwellern untergebracht. Die frühen Modelle besaßen den V8-Motor mit 5,9 Litern und 335 PS, die späteren boten 6,3 Liter Hubraum mit 355 PS, die Endgeschwindigkeit lag bei 200 bzw. 210 km/h. Der Luxus hatte seinen Preis und so war dieses Modell knapp unter vergleichbaren Rolls-Royce Modellen angesiedelt, ohne jedoch deren Qualität zu erreichen. Nach 152 Einheiten wurde der Excellence 1961 eingestellt.

Facel II (1961-1964)

Der im Herbst 1961 lancierte Facel II war das V8-Nachfolgemodell des HK 500. Die Form wurde deutlich modernisiert und dem vorherrschenden Zeitgeschmack angepasst. Das um 160 Millimeter auf 4750 Millimeter gewachsene Modell besaß einen Motor mit 6,3 Liter Hubraum. In der Version mit Automatikgetriebe besaß der Motor einen Vierfachvergaser und leistete 355 SAE-PS, womit eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h möglich war. In der Version mit Schaltgetriebe besaß der Motor zwei Carter-Vierfach-Vergaser und leistete 390 SAE-PS; hiermit erreichte Paul Frère bei einem Test eine Spitzengeschwindigkeit von 247 km/h. Erstmals legte man im Hause Facel Wert auf eine ergonomische Gestaltung des Armaturenbretts; für Exportfahrzeuge stand eine Klimaanlage zur Wahl, Servolenkung (in Verbindung mit automatischem Getriebe) und elektrische Fensterheber waren jetzt serienmäßig. Der Aufwand war letztlich vergeblich: Die Facellia hatte den Ruf der Marke ruiniert. Gleichzeitig kamen Modelle wie der Ferrari 250 GT, Iso Rivolta, Jensen C-V8, Aston Martin DB 4, Maserati, Bristol 408 und andere Hersteller mit vergleichbaren Fahrzeugkonzepten auf den Markt. Auch eine Hubraumerweiterung auf 6,7 Liter mit bis zu 400 PS verhalf dem Modell nicht mehr zum Erfolg. Insgesamt entstanden vom Type Facel II ein Prototyp und weitere 183 Fahrzeuge, die als die schnellsten 4-sitzigen Coupés der Welt galten. Neben diesem Modell wurde gleichzeitig eine geringe Anzahl von viertürigen Limousinen unter der Bezeichnung Excellence 2 ausschließlich mit dem 6,7-Liter-Motor gebaut.

Facellia, Facel III und Facel 6 (1959 bis 1963)

Die Facellia und ihre Nachfolger erreichten die höchsten Stückzahlen (1258 Exemplare), gilt jedoch gemeinhin als der „Totengräber“ der Marke. Es handelte sich um kleine Coupés und Cabriolets, die unterhalb des Facel II angesiedelt waren. Jean Daninos wollte die Abrundung der Modellpalette mit einem preiswerten Einsteigermodell und höheren Stückzahlen erreichen. Sein Plan war, einen rein französischen Sportwagen zu bauen, weil er glaubte, damit höheren Käuferzuspruch zu erlangen. Drei Serien wurden produziert, die sich im Wesentlichen durch die Wahl der Motorisierung unterschieden.

Facellia (1959-1962)

Das erste Modell wurde Facellia genannt. Entsprechend den Zielvorgaben des Firmeninhabers verwendete es einen selbst entwickelten Motor. Das Triebwerk wurde in Kooperation mit Pont à Mousson entwickelt und dort auch produziert. Es handelte sich um einen Vierzylinder-Reihenmotor mit 1647 cm³ Hubraum und mit einer nach „europäischem Layout“ obenliegenden Nockenwelle.

Obwohl sich die Form der Facellia an die „großen“ Modelle anlehnte und der Absatz anfänglich gut aussah, zeigten sich bald gehäuft auftretende Motorschäden durch zu hohen Ölverbrauch und durchgebrannte Kolben. Die Garantieleistungen überstiegen bald die personellen und finanziellen Möglichkeiten des kleinen Herstellers. Die Facellia kam zunächst als zweisitziges Cabriolet, ab 1960 als zweisitziges Coupé und im Frühjahr 1961 in 2 + 2-sitziger Coupé-Ausführung auf den Markt. Die beiden letzteren Modelle trugen das Kürzel F-2 und leisteten 115 PS mit ca. 180 km/h Endgeschwindigkeit. Ab 1962 kennzeichnete das technisch etwas verbesserte Modell F-2 S mit 126 PS und 195 km/h Höchstgeschwindigkeit den Endpunkt dieser Modellreihe.

Facel III (1963-1964)

Der Facel III sollte als Nachfolger das angeschlagene Image wieder aufpolieren, das die Facellia verursacht hatte. Hierfür musste sich Daninos von seiner Idee lösen, ein rein französisches Auto zu produzieren und daher kam bei diesem Modell ein zuverlässiger 1,8-Liter-Reihenmotor von Volvo zum Einbau. Der aus dem Volvo Amazon stammende B 18-Motor mit 108 PS war gut für 180 km/h. Das leicht modernisierte Design des Facel III sollte als Coupé und Cabriolet die preisbewussteren Käufer zusätzlich anlocken. Doch der Absatz lief schleppend; große Konkurrenz und der schlechte Ruf lockten nur noch 400 Käufer an.

Facel 6 (1964)

In der Hoffnung, mit einem Modell zwischen dem leistungsstarken Facel II und dem „kleinen“ Facel III eine rettende Marktlücke zu finden, kam im letzten Moment, im Frühjahr 1964, der Facel 6 in den Verkauf. Die Karosserie wurde gegenüber dem Facel III bei gleichem Radstand um 50 Millimeter verlängert und für den Antrieb sorgte der 3-Liter-Motor (2860 cm³) von Austin-Healey mit 150 PS und knapp 200 km/h Spitzengeschwindigkeit. Doch nach wenigen Monaten und nur 43 produzierten Fahrzeugen (7 Cabriolets und 36 Coupés) musste die Produktion endgültig eingestellt werden.

Meine Quellen:
- Wikipedia - Facel Vega
- Facel-Vega-Interessengemeinschaft in Deutschland
- Facel Vega Club (international)


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